Die Historikerin

Lena Heins

Die Modellbahnerin Lena Heins ist der absolute Gegenentwurf zum Klischee des älteren Herrn, der im Keller an seiner Eisenbahn baut. Die Sprachtherapeutin aus Sprockhövel verwirklicht mit ihrer Modellbahn eine geschichtliche Perspektive auf ihre Heimat, den tiefsten Ruhrpott, wie er leibt und lebt.

Vor etwa sechs Jahren sortierte ihr fünfjähriger Sohn seine Holzeisenbahn aus, um diese schon kurz darauf schmerzlich zu vermissen. Lena recherchierte und wollte vor der Neuanschaffung einer Bahn ihrem Sohn eine Anlage zeigen. Die passende Gelegenheit bot die Oktorail im Essener Grugapark. Das unerwartete Ergebnis dieses Besuchs: nicht der Sohnemann – Lena selbst war Feuer und Flamme.

„ICH brauche eine Modelleisenbahn!“

Der Ruhrpott vor 100 Jahren

Lenas Bahnprojekt, das in weiten Teilen noch in der Ideen- und Planungsphase ist, soll die Ruhrtalbahn in der Zeit von 1900 bis ca. 1916 darstellen, modellbahnerisch bedeutet dies Epoche I, etwa mit historischen Dampfloks, die Lena besonders faszinieren. Aus den vielen Möglichkeiten, die die Geschichte ihrer Heimat bietet, hat sich Lena für die Ziegelei Dünkelberg in Witten entschieden.

Zahlreiche Besuche des Eisenbahnmuseums Bochum und ihre Verbundenheit zur Stadt ließen die Wahl auf das Bahnbetriebswerk in Bochum-Dahlhausen fallen. Für den Personenverkehr steht wiederum ihr nachgebildeter Bahnhof Hattingen (Ruhr). Wechselnde Dioramen am Rande der H0-Bahn (märklin, K-Gleis) zeigen eine Schmiede mit beweglichem Schmied und einen Weihnachtsmarkt.

Ein Mädchentraum:
Das begehbare Eisenbahnzimmer

Der Ort der Ruhe und Entspannung, die Wellnessoase für die Seele. Das ist Lenas Modellbahnzimmer, in dem sie vom Stress im Job und vom Trubel der fünfköpfigen Patchworkfamilie abschalten kann und Energie tankt. Ihr Lebensgefährte hilft mit Rat und Tat und handwerklichem Geschick, hat aber sonst kein besonderes Interesse am Modellbau. Die Jungs warten gespannt darauf, die erste Lok fahren zu lassen, zeigen aber darüber hinaus keine Lust auf Planung und Bau der Anlage. Gerade hierdurch bietet sich für Lena die Chance, zur Ruhe zu kommen.

Neulinge willkommen, der Bahner-Schwarm hilft

Ideen, Inspirationen und fachkundige Hilfe findet sie in den einschlägigen Internetforen, Facebook-Gruppen, über Freunde aus der Nähe, die bei kniffligen Elektronikproblemen helfen, oder bei einem befreundeten Modellbahner aus Schweden. Lena schwärmt von Facebook-Gruppe „märklin h0 forum“, in der sie seit fünf Jahren Mitglied ist:

„Das Forum ist sehr aktiv und es finden jährlich mindestens zwei offizielle Treffen statt. Die Mitglieder dieses Forums bieten einen sehr guten Einblick in die Vielfalt der Modellbahner: verschiedenste Generationen, Frauen, Männer, Nietenzähler, Sammler, Nostalgiker, Analogbahner, Teppichbahner, Bastler, Technikfans, Handwerker, Stammtischler, Spotter, Illusionäre, Erfinder …“

Gemeinschaft erleben und doch einen Rückzugsort haben. Ein besonderer Reiz dieses Hobbys. Ihre Fortschritte dokumentiert Lena auf ihrem Instagram-Profil.