DER BLAULICHT-BAHNER
Nördlich von Hamburg hat sich der Rettungssanitäter Patrick Eckert eine eigene Modellbahnwelt gebaut. Was nach einem privaten Hobby aussieht, ist in Wahrheit ein Verkehrsknotenpunkt für soziale Medien und Freundschaften im echten Leben.
Es ist 1988, im Radio laufen die Pet Shop Boys, Milli Vanilli und Whitney Houston rauf und runter. Und Patrick Eckert bekommt zum 6. Geburtstag von seinen Eltern eine Startpackung von Roco geschenkt. Dazu eine mit viel Liebe gestaltete Platte. Neben Loks, Güterwagons, Weichen und Signalen enthält das Geschenk auch das berüchtigte und zugleich wunderbare Modellbahnvirus, das ihn bis heute nicht losgelassen hat.
Wir befinden uns in Brokstedt, Schleswig-Holstein, und folgen Patrick die Treppen hinauf bis unters Dach. Was früher einmal das Kinderzimmer des Bruders war, beheimatet nun eine beeindruckende Bahnanlage. In dem lang gezogenen Dachzimmer erstreckt sie sich auf 7,2 mal 1 Meter. Und das ist nur der sichtbare Teil der Gleisanlage, hinzu kommt noch ein etwas schmalerer Schattenbahnhof von gleicher Länge.
„Das Thema der Anlage ist mit einer zweigleisigen, elektrifizierten Hauptbahn und im Bahnhof abzweigender Nebenbahn mit Dieselbetrieb ein echter Klassiker unter den Modellbahnkonzepten. Mich reizte an diesem Setting, dass sowohl lange Güter- und Fernverkehrszüge auf der Hauptbahn als auch Dieseltriebwagen und kurze, lokbespannte Nahverkehrszüge sowie von Rangierloks gezogene Übergaben glaubwürdig nebeneinander präsentiert werden können.“
Angelehnt ist der Aufbau an die früheren Gleisanlagen in Patricks Heimatort, auch sonst hält er sich weitgehend an die Gegebenheiten Schleswig-Holsteins. Bei den Epochen ist aber auch Flexibilität erlaubt, so kann er sich durch kleinere Umbauten frei durch die Epochen III bis VI bewegen. Stimmig muss es aber schon sein.
Patrick ist bei einem Rettungsdienst tätig und dort stellvertretender Leiter zweier Rettungswachen. Die Modellbahnerei ist für ihn ein Ruhepol, ein Rückzugsort. Der Raum ist zwar ein Luftschloss auf Schienen, hat für ihn aber dennoch genug Bodenhaftung und Realitätsbezug. Eine gute Mischung, wie er meint. Ein weiterer Glücksfall: Seine Partnerin drückt beim Bahnbudget auch einmal beide Augen zu.
Patrick ist überzeugt, die sozialen Medien haben das Thema Modellbahn aus dem Keller geholt. In der Community zeigt man seine Arbeiten, lässt sich von anderen inspirieren und diskutiert miteinander. Aus diesem Austausch sind Freundschaften entstanden. So kommt beispielsweise immer wieder ein Freund zu Besuch, der eine konspirativ wirkende Tasche mitbringt. Der Inhalt besteht aus Loks und Wagons, die mangels eigener Anlage bei Patrick zum Einsatz kommen. So frönt man auch im echten Leben gemeinsam der Bahnleidenschaft.